Irgendwo im Nirgendwo

Nach einer sehr anstrengenden Woche im Babyhaus in Durban haben Elli und ich uns vergangenen Freitag bei strahlendem Sonnenschein auf den Weg zur Wild Coast gemacht, um etwas Abstand zum Alltag zu gewinnen.

Würden wir unsere freien Tage im Waisenhaus verbringen, hätten wir wahrscheinlich keine freien Tage, denn es fällt immer Arbeit an!

Am ersten Tag peilten wir unser Ziel, einen Backpacker, normalerweise ca. sechs Stunden Fahrtzeit in den Süden, an. Über einen langen Weg, teilweise an der Küste entlang, teils im Landesinneren, fuhren wir immer mehr in das „wirkliche Afrika“. Die Straßen waren zum Großteil gar nicht asphaltiert und wir versuchten allen „Potholes“ auszuweichen, was leider nicht möglich war. Ein Geländewagen wäre sehr nützlich gewesen, aber auch unser Renault Mégane hat ganze Arbeit geleistet.

Laut Anfahrtsbeschreibung sollten wir der Beschilderung eines Krankenhauses folgen, was wir auch taten. Nach einigen Stunden Hin- und Herfahren trat bereits schon Dunkelheit ein. Wir konnten einfach die Abholstelle, ein Schild auf dem „Umbumbulu“ stehen sollte, nicht finden. Immer wieder telefonierten wir mit Aiden, dem Besitzer des Backpackers, dessen Angestellter bereits seit einer Stunde am Abholort auf uns gewartet hat. Und wir waren am Krankenhaus. Leider am falschen Krankenhaus, über eine Stunde Fahrtzeit vom Ziel entfernt.

Verloren – Irgendwo im Nirgendwo.

Im Nachhinein war es sehr gut, dass wir uns verfahren haben. Wir konnten unglaublich schöne afrikanische Dörfchen sehen, deren Anblick einfach wunderschön sind und in die wir sonst wohl nie gekommen wären. Wir sahen, wie die Menschen zusammen am Feuer sitzen, kleine Feste feierten, spielende Kinder, Herden von sämtlichen Tierarten, die den Weg versperrten und Frauen, die ihre Wäsche am Fluss waschen. Ich liebe Afrika! :)

Doch irgendwann angekommen, erwartete uns ein junger, einheimischer Mann mit weiteren Einheimischen auf einem weißen Bucky. Wir stiegen ein und die Reise begann. Wir konnten leider nichts mehr sehen, da es bereits dunkel war. Wir fuhren über eine Straße – hoch und runter – unzählige Potholes und Abgründe. Das Auto schaukelte nur so hin und her. Es war eine richtig abenteuerliche Fahrt!

Nach elf Stunden Autofahrt – endlich – angekommen im Backpacker „Wild Lubanzi“.

Hier wurden wir sehr herzlich begrüßt und Aiden war froh, dass wir doch noch angekommen sind.

Wir konnten zwar nicht viel sehen, da kaum Stromversorgung vorhanden ist, aber wir konnten das Rauschen des Meeres hören. Und wir genossen den wunderschönsten Sternenhimmel! Unglaublich!  :)

Das Wasser musste sparsam benutzt werden, da sie nur das Wasser aus den Tanks benutzen.

Irgendwo im Nirgendwo.

Nach einer eiskalten Dusche am nächsten Morgen waren wir auch gleich wieder fit genug für die anstehende „Villagetour“ durch ein Dorf der dort lebenden Xhosa-Familien. Zusammen mit einer sehr netten deutschen Familie, die wir kennen gerlernt haben, wurden wir von unserem Guide durch die Anwesen der Einwohner geführt. Es war sehr interessant, wir sahen, wie das Xhosa-Bier über offenem Feuer gebraut wird, lernten einen Supermarkt kennen, konnten in die Hütten schauen und sehen wie dieses Volk lebt. Das schönste daran war, dass es alles Realität und kein Show-Dorf war.

Auch die Landschaft war unglaublich schön, wir wanderten einen Teil an der Küste entlang, begegneten unzähligen Kühen, Schafen, Ziegen, Pferden und Esel. Diese Tiere sind dort überall, sie versperren auch häufig die Straßen, die sie dann auch nur aufgrund lauten Hupens wieder verlassen! Gegen Ende der Tour schlossen sich uns eine ganze Kinderschar an und spazierten den Weg bis zum Strand mit.

Nachmittags fuhren wir weiter nach Coffee Bay, an die Küste des Indischen Ozeans. 1863 war hier ein Schiff mit einer Kaffeeladung auf Grund gelaufen, daher der Name Coffee Bay.

Wir besuchten den Strand, konnten allerdings keine Minute ruhig sitzen, da „Weiße“ sich hier wohl eher selten aufhalten. Wir wurden minütlich angesprochen. In solchen Momenten wird einem immer wieder klar, dass die Hautfarbe doch noch häufig eine große Rolle spielt.

Weiter ging es dann zu unserer neun Kilometer entfernten Unterkunft „Hole In The Wall Backpackers“. Wir fuhren einen langen holprigen Weg entlang, vorbei an einzelnen Hütten der Xhosa-Bewohner und konnten immer wieder deren Kinder sehen, die auf uns zurannten und Geld wollten. Afrika.

Irgendwo im Nirgendwo.

Sehr abgelegen – aber doch irgendwann angekommen. Das Gelände liegt direkt am Strand und es sind wieder überall freilaufende Pferde und Kühe zu sehen. Wir beendeten den Sonntag mit einem Strandbesuch und konnten den einheimischen Kindern beim Plantschen im Meer zusehen!

Den Montag begannen wir mit einem Frühstück, mit Blick auf den Indischen Ozean.

Um sich weiter im Freien bewegen zu können, mussten wir uns dann erst mal Sonnencreme kaufen, die wir ärgerlicherweise vergessen hatten. Das ist leider nicht all zu einfach, denn in diesen abgelegenen Dörfchen gibt es zwar schon kleine Läden, aber keine Sonnencreme. Wir besuchten erst mal fünf Shops, bis wir dann schlussendlich doch eine finden konnten.

Das Selbe ist es mit den Tankstellen, welche so abseits eher selten sind. Wir mussten dringend tanken, konnten aber leider keine Tankstelle finden. Da man immer auf die großen Tankstellen Ausschau hält, konnten wir die „zwei kleinen Zapfsäulen“ zwischen zwei Häusern leider nicht sehen. Erst nach Erkundigen wurden wir fundig. :)

Zurück am Backpacker konnte es dann weiter gehen und wir machten uns zu Fuß auf den Weg zum „Hole In The Wall“. Es bedeutet so viel wie „Loch in der Wand“, ist ein im Wasser liegender Landblock mit steilen Wänden und wie der Name schon sagt, einem Loch in der Mitte. Es wurde in Jahrtausenden von den Wellen geschaffen. Der markante Felsblock mit dem Durchbruch in der Mitte wurde für die Xhosa zum Symbol einer großen historischen Tragödie, die als “Great Cattle Killing” überliefert ist.

Um an den wunderschönen zugehörigen Strand zu gelangen, mussten wir erst mal einen Fluss überqueren, was je nach Wasserhöhe einfacher oder schwerer ist! :)

Noch ein letzter letzten Blick auf den unendlichen Indischen Ozean und die unglaublich faszinierende Landschaft, ehe wir noch an einem kleinen Café mit zugehörigem kleinen Shop in Coffee Bay Halt machten. Es war ein wunderschöner, bunter Laden, der nur so in allen Farben strahlt!

Wir stärkten uns noch mit einem kleinen Abendessen, bevor wir dann sieben Stunden später wieder in Richmond ankamen.

Es war ein sehr abenteuerliches und wunderschönes Wochenende! :)

Irgendwo im Nirgendwo.

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